Testberichte
Huawei MateBook im Test: Das edelste Windows-Tablet?
Das Huawei MateBook ist ein neues Windows-Tablet mit Tastatur und optionalem Stift. Ist es besser als ein Surface Pro 4? Das wollen wir im Test herausfinden.
Das Huawei MateBook ist ein 12 Zoll großes Windows-Tablet, das im Frühling auf dem Mobile World Congress vorgestellt wurde und jetzt in Deutschland erhältlich ist. Es ist eine direkte Konkurrenz zum Microsoft Surface Pro 4 und anderen 2-in-1 dieser Art. Wie gut ist das Huawei MateBook? Das wollen wir in unserem neusten Tablet-Test herausfinden.
Eines vorweg: Das MateBook wird hierzulande in zwei verschiedenen Ausführungen angeboten. Für das günstigste Modell mit einem Core m3, 4GB RAM und einer 128GB SSD werden 869 Euro fällig (Link zum Angebot). Wer deutlich mehr Performance benötigt, bekommt es auch mit einem Core m5, 8GB RAM und einer 256GB SSD für 1179 Euro (Link zum Angebot).
Bei beiden ist die Tastaturhülle standardmäßig inklusive. Wer einen Stylus nutzen möchte, kann den MatePen dazukaufen. Mit dem MateDock bekommt man zahlreiche weitere Anschlüsse, hierfür werden aktuell 99 Euro verlangt (Link zum Angebot).
Design und Verarbeitung
Das MateBook sieht sehr schick aus und ähnelt anderen Tablets des Herstellers, wie dem von mir ebenfalls getesteten MediaPad M2 10.0 Pro. Huawei hat die Front komplett in Weiß gehalten, während die Rückseite golden ist. Das Gehäuse besteht komplett aus Aluminium, dadurch fühlt es sich sehr wertig an. Man hat das Gefühl ein teures, schickes Tablet in den Händen zu halten – auch weil es mit 6,9mm für ein Windows-Gerät ziemlich dünn und gleichzeitig mit 640g recht leicht ist.
Vorne sitzt über dem Display eine Kamera mit einer Auflösung von 5 Megapixel und das Logo von Huawei ist darunter angebracht. An den Seiten befinden sich ein Powerbutton, zwei Lautstärkeregler und zwischen diesen sitzt ein Fingerabdruckleser. Dieser funktioniert sehr gut – genauso wie bei den Smartphones von Huawei. Das ist echt klasse.
An Anschlüssen wird uns nicht ganz so viel geboten. Es gibt nur einen Audioanschluss, einen USB-Typ-C-Port und einen magnetischen Anschluss für die Tastatur. Einen Kartenslot für MicroSD-Speicherkarten sucht man vergeblich. Das ist schade.
Display und MatePen
Mit 12 Zoll ist das IPS-Display in etwa so groß wie bei den meisten 2-in-1 Konkurrenten dieser Art. Die Auflösung ist mit 2160 x 1440 Pixel sehr hoch, wenn auch nicht ganz so hoch wie beim Surface Pro 4. Schön ist, dass das Display vergleichsweise hell ist – heller als beispielsweise das Acer Switch Alpha 12. Farben werden realistisch und gesättigt wiedergegeben und die Blickwinkel sind ebenfalls gut. Wir bekommen hier also ein ziemlich gutes Display.
Auf dem Bildschirm kann man nicht nur die Finger nutzen, sondern auch einen Stylus. Dieser heißt MatePen. Mit dem Stift kann man dank 2048 Druckstufen ziemlich präzise in Photoshop zeichnen oder in OneNote Notizen hinterlegen. Auch die in Windows 10 eingebaute Handschrifterkennung funktioniert sehr gut.
Der MatePen wird per MicroUSB-Anschluss aufgeladen, doch während meines Tests musste ich das nur zum Start einmal tun. Die Akkulaufzeit scheint also recht lang zu sein. An der unteren Seite des Stifts sitzen zwei Buttons, die man beliebig belegen kann – beispielsweise mit der rechten Maustaste oder einem Radiergummi. Auch oben ist ein Button, mit dem ein integrierter Laserpointer bedient wird. Nett.
Huawei hat den MatePen sehr gut umgesetzt und das einzige, das ich an der Bedienung mit dem Stift aufzusetzen habe, hat nichts mit dem Stylus selbst zu tun. Ich nutze recht häufig Photoshop und bediene es am liebsten mit einem Stift – und sei es per extra Wacom-Tablet an einem klassischen Notebook. In Photoshop benötige ich aber nicht nur einen Stylus, sondern auch die Tastatur für Tastenkürzel. Beides zusammen ist mit dem MateBook jedoch unbequem, da man das Tablet in Verbindung mit der Tastatur nicht weit genug nach hinten klappen kann. So muss man die Hand mit dem Stylus recht weit oben halten und ermüdet dadurch schnell.
Hardware und Performance
Je nach Modell sitzt im MateBook ein Intel Core m3 oder Core m5 Prozessor und dazu gibt es einen 4GB oder 8GB großen Arbeitsspeicher. Die SSD hat je nach Version eine Kapazität von 128GB, 256GB oder 512GB, wobei letzteres in Deutschland bisher nicht verfügbar ist.
Für die meisten Anwendungen ist der Core m3 ausreichend, das gilt natürlich auch für den Core m5. Ich konnte auf dem MateBook ohne Probleme im Internet surfen, YouTube schauen und viele Tabs gleichzeitig nutzen. Auch in Photoshop konnte ich gut arbeiten, doch wer mit großen Dateien hantiert, wird die 8GB RAM im etwas teureren Modell zu schätzen wissen.
Ein 2-in-1 mit einem Core M würde ich hauptsächlich dann empfehlen, wenn ihr hauptsächlich Office-Arbeiten erledigt und keine allzu großen Performanceansprüche habt. Doch kann man auf dem Gerät auch gut FullHD-Videos in Programmen wie PowerDirector bearbeiten – deutlich besser als mit Atom-Tablets.
Im durchschnittlichen Alltag fällt in der Regel zu einem Core i-Chip kein großer Performanceunterschied auf. Unterschiede sind meist nur bei aufwändigen Anwendungen feststellbar, auch wenn man Videos bearbeitet und diese rendert. Dank der aktiven Lüfter kann ein Core i länger eine hohe Taktfrequenz halten. Das MateBook wird hingegen nur passiv gekühlt, dadurch ist es auch komplett geräuschlos.
Ich habe PowerDirector auf dem Huawei MateBook mit dem Core m5 und dem Acer Switch Alpha 12 mit einem Core i5 installiert und das gleiche Video gleichzeitig rendern lassen. Das Tablet von Huawei benötigte bei einem 22 Minuten langen FullHD-Video über 10 Minuten mehr zum rendern. Einen deutlichen Performanceunterschied kann man also feststellen. Interessant ist auch, dass die Renderzeit beider Geräte fast bis auf die Sekunde identisch ist, wenn man in PowerDirector Intels QuickSync zum Rendern aktiviert. QuickSync sorgt generell für ein schnelleres Rendern von Videos.
Unterschiede spiegeln auch Benchmarks wie Geekbench 3 wieder. Hier kommt das MateBook auf rund 2700 Punkte im Single-Core-Test und rund 5400 Punkte im Multi-Core-Test. Dem stehen rund 3000 und 6000 Punkte bei einem Core i5 in Geräten dieser Art gegenüber.
MateBook Tastaturhülle
Huawei bietet für das MateBook einiges an Zubehör an, dazu zählt auch die Tastaturhülle, die hierzulande standardmäßig mitgeliefert wird. Mit der Tastaturhülle erhält man nicht nur eine Tastatur, die in zwei Winkeln aufgestellt werden kann, sondern das Tablet wird gleichzeitig vorne und hinten geschützt. Die Tastatur wird in verschiedenen Farben angeboten.
Die Hülle besteht aus Kunstleder und zusammen mit dieser fühlt sich das MateBook genauso wertig an wie ohne. Huawei hat die Hülle durchaus gut umgesetzt. Im Vergleich zu einem klassischen Notebook oder einigen anderen 2-in-1 mit eingebauten Kickstand gibt es jedoch zwei Nachteile.
So lässt sich das Tablet in der Tastaturhülle nur in zwei sehr ähnlichen Winkeln aufstellen. Außerdem kann man die Tastatur nicht leicht anwinkeln, wie es bei Microsoft schon seit dem Surface Pro 3 und auch bei einigen Konkurrenten möglich ist. Die Tastatur liegt also flach auf dem Tisch.
Abgesehen davon ist die Tastatur gut umgesetzt. Ich konnte darauf schnell flüssig schreiben und auch das Touchpad ist in Ordnung – das ist gut, auch wenn man natürlich meistens den Touchscreen direkt oder mit dem Stift bedient.
MateDock ist kein Dock?
Im Lieferumfang ist zwar ein Adapterkabel von USB-Typ-C auf MicroUSB enthalten, doch wenn ihr weitere Anschlüsse benötigt, könnt ihr das MateDock dazu bestellen. Das MateDock ist kein klassisches Dock, in das ihr das MateBook hineinstellen könnt, sondern es ist vielmehr ein Hub mit zahlreichen Anschlüssen. Dazu gehören ein Ethernet-Port, ein HDMI-Ausgang und sogar ein VGA-Anschluss. Außerdem bekommt ihr zwei große USB 3.0 Ports.
Richtig schade ist, dass hier kein Kartenslot für Speicherkarten integriert ist – vor allem weil das MateBook keinen MicroSD-Kartenslot besitzt. Möchtet ihr also Fotos von einer Kamera auf das Tablet transferieren, müsst ihr einen externen Kartenleser mit USB Typ C Anschluss kaufen – oder aber das MateDock an das Tablet und dann per USB 3.0 einen Kartenleser an das MateDock stecken.
Zusammen mit dem MateDock bekommt ihr übrigens eine nette Kunstledertasche, insgesamt ist das Design und die Verarbeitung hier wie das Tablet selbst ausgezeichnet.
Akkulaufzeit
Im Inneren sitzt ein Akku mit einer Kapazität von 4430mAh. In meinem Akkutest hat das für eine Laufzeit von 6 Stunden und 30 Minuten gereicht. Für ein Windows-Tablet ist das zwar nicht der beste, aber ein durchaus solides Ergebnis. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Gehäuse mit 6,9mm sehr dünn und das Display recht hell ist. Beim Switch Alpha 12 kam ich beispielsweise auf eine längere Akkulaufzeit, jedoch ist das Display auch merkbar dunkler.
Bei jedem meiner Tests führe ich den gleichen Akkutest durch. Ich lasse ein HD-Video in einer Endlosschleife laufen, die Displayhelligkeit ist dabei auf 50% gesetzt und WLAN ist aktiviert. Der Ton ist ausgeschaltet und auch die automatische Helligkeitsanpassung ist in den Einstellungen grundsätzlich deaktiviert.
Die Akkulaufzeit ist bei hochwertigen Windows-Tablets generell ein Schwachpunkt – vor allem im Vergleich mit einem iPad oder MediaPad M2 10.0 (Test), das auf über 12 Stunden kam. Doch ist die Performance hier auch deutlich besser, man bekommt ein allgemein nützlicheres und leistungsstärkeres Gerät. Darunter leidet gerade bei so dünnen Windows-Geräten die Akkulaufzeit.
Fazit
Meine Meinung zum Huawei MateBook ist zweigeteilt. Richtig gut finde ich die sehr hochwertige, fast schon edle Verarbeitung, den eingebauten Fingerabdruckleser und den gut umgesetzten Stylus. Das Display ist sehr gut und auch die Performance ist selbst bei dem Core m für die meisten Anwendungen ausreichend. Als reines Windows-Tablet halte ich das MateBook für fast perfekt – jedoch nicht als vollwertigen Notebook-Ersatz.
Mich hat es bei meiner Arbeit gestört, dass ich das Tablet in der Tastaturhülle nicht weiter nach hinten klappen kann. Der richtige Winkel ist sicher Geschmackssache und wenn ihr es nur zu Hause am Schreibtisch nutzt, ist das in Ordnung. Doch wenn ihr auch mal an einem Stehtisch oder mit Tablet und Tastatur auf dem Schoß arbeiten möchtet, ist der Winkel meiner Meinung nach nicht flach genug. Natürlich ist es möglich so zu arbeiten – aber es geht eben auch bequemer.
Wer ein außerordentlich hochwertiges, reines Windows-Tablet sucht, dürfte mit dem MateBook sehr zufrieden sein. Doch wer gleichzeitig sein Notebook ersetzen und damit intensiv arbeiten möchte, fährt vermutlich mit einer Kombination aus Tablet und klassischem, festen Tastatur Dock oder Tablet mit Kickstand und anwinkelbarer Tastatur besser.
[asa]B01GODAULA[/asa]
Mögliche Alternativen
Es gibt mittlerweile recht viele Windows-Tablets dieser Art, schauen wir uns also mal einige Alternativen an. Wenn ihr eines mit einer ähnlich hochwertigen Verarbeitung sucht, kommt fast nur das Microsoft Surface Pro 4 in Frage. Dieses bietet einen eingebauten Kickstand, eine anwinkelbare Tastatur und ebenfalls einen Stylus. Doch dieses kostet mit Tastatur über 100 Euro mehr – der Stift ist dann allerdings schon dabei.
[asa]B01690TB68[/asa]
Falls ihr ein ähnliches Design wie das des MateBook sucht, wäre das Samsung Galaxy TabPro S eine mögliche Alternative. Hier besteht das Gehäuse jedoch teilweise aus Kunststoff und es gibt keine Stylus-Option. Dafür bietet Samsung uns ein Super AMOLED-Display – das einzige bei einem Gerät dieser Art.
[asa]B019P1EU6E[/asa]
Eine deutlich günstigere und dank eines Core i5 gleichzeitig leistungsstärkere Alternative ist das Acer Switch Alpha 12, das inklusive Tastatur nur 799 Euro kostet. Wie beim Surface gibt es hier einen Kickstand und fast das gleiche Tastatur Cover, doch ist die Verarbeitung bei weitem nicht so hochwertig wie beim MateBook.
[asa]B01EJRWCT6[/asa]
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