Testberichte
Huawei MatePad Paper Test: E-Ink Tablet ersetzt iPad und Kindle?
Kann das Huawei MatePad Paper mit seinem E-Ink Display ein normales Tablet und ein E-Book Reader ersetzen? Genau das zeigt dieser Test.
Das Huawei MatePad Paper ist ein ziemlich ungewöhnliches Android-Tablet, denn anstelle eines klassischen LCDs hat es ein E-Ink Display. Somit ist es angenehmer zum Lesen und verspricht eine viel längere Akkulaufzeit. Cool ist außerdem, dass ein aktiver Stylus dabei ist, denn auch für Handschrift soll es besonders gut geeignet sein. Ist es das wirklich zu einem Preis von 499 Euro? Das erfahrt ihr in diesem Huawei MatePad Paper Test.
Design: Sehr leicht
Das Huawei MatePad Paper schaut etwas anders aus als die meisten Android-Tablets und ähnelt ein bisschen einem Papier Notizblock oder einer Zeitschrift. Es hat ein 10,3 Zoll großes E-Ink Display, das von schwarzen Rahmen umrandet ist und an der linken Seite einen dickeren Griff hat. Wir bekommen ein komplettes Kunststoffgehäuse aus Kunstleder, wodurch es etwas schicker ausschaut und sich hochwertiger anfühlt.
Schön ist, dass wir einen Fingerabdruckleser bekommen, der in den Einschaltknopf eingebaut ist und super funktioniert. Es hat einen USB C 2.0 Port und zwei Lautsprecher, die erstaunlich gut sind. Richtig gut, sodass man wunderbar mit dem Tablet Musik oder Hörbücher hören kann. Kameras hat es keine.
Mit 6,65mm ist das MatePad Paper recht dünn und noch beeindruckender ist das Gewicht von nur 360g. Bedenkt man, dass dies ein 10 Zoll großes Gerät ist, ist das sehr leicht und tatsächlich kann man es dadurch auch für längere Zeit in einer Hand halten. Deutlich länger als beispielsweise ein iPad. Auch deswegen ist es gut zum Lesen geeignet.
Display: 10,3 Zoll E-Ink
Kommen wir zu dem 10,3 Zoll E-Ink Display des MatePad Paper. Das ist das große Alleinstellungsmerkmal des Tablets. Ihr kennt E-Ink Displays sicherlich schon von E-Book Readern wie dem Amazon Kindle. Das MatePad Paper hat genauso ein Bildschirm.
E-Ink Displays haben einige Vorteile. So verbrauchen sie deutlich weniger Strom, denn Energie wird nur benötigt, wenn sich der Inhalt auf dem Bildschirm ändert. Lest ihr beispielsweise ein Buch und habt eine Seite geöffnet, wird kein Strom verbraucht, bis ihr umblättert. Es benötigt auch keine Hintergrundbeleuchtung. Wenn man draußen arbeitet, in einem hellen Café, oder gar in der Sonne, ist das Display wunderbar lesbar und beansprucht die Augen kaum. Möchtet ihr aber im Dunkeln lesen, könnt ihr ein Hintergrundlicht einschalten.
Wir bekommen ein ziemlich gutes E-Ink Display. Es ist gut lesbar und mit 1872 x 1404 Pixel scharf genug. Blickwinkel sind sehr weit, so wie bei richtigem Papier, und zum Lesen ist der Bildschirm richtig gut. Ich habe auf dem MatePad Paper gerne gelesen, denn normalerweise sind E-Book Reader deutlich kleiner.
Also, sucht ihr ein Tablet zum Lesen von E-Books und um eventuell handschriftliche Notizen aufzuschreiben, dann ist das Display dafür ideal. Für alles andere ist es aber nicht gut geeignet. Dies ist ein Android-Tablet und ihr könnt damit YouTube und Netflix schauen. Aber das macht keinen Sinn. Es funktioniert zwar, aber macht keinen Sinn.
Lesen: Die besten Huawei Tablets im Vergleich
E-Ink Displays sind langsam
Der größte Nachteil eines E-Ink Displays ist nicht, dass es in Schwarz und Weiß gehalten ist, sondern mehr die sehr langsame Bildwiederholungsrate. Die Leistung des Tablets ist zwar ziemlich gut, doch fühlt es sich real nie schnell an, da das Display so langsam reagiert. Wenn man im Browser scrollt, mit der Bildschirmtastatur schreibt, oder durch die Einstellungen geht, es fühlt sich immer langsam an. Eine Überraschung ist das nicht, denn das ist die Natur eines E-Ink Displays. Aber trotzdem fühlt es sich eben langsam an.
Natürlich ist das kein Problem, wenn man Bücher liest. Und sogar, wenn man mit dem Stift eine Notiz schreibt, funktioniert das gut. Aber es ist beispielsweise ein Problem in Microsoft Office. Ich dachte erst, dass es ein ideales Tablet dafür sein könnte, vor allem wenn man eine Tastatur anschließt. Und es funktioniert auch okay, aber nicht richtig gut. Man muss zu viele Kompromisse eingehen.
Selbst für Office reagiert der Bildschirm zu langsam, um es genauso flott wie ein normales Tablet benutzen zu können. Möchtet ihr beispielsweise ein Wort löschen, müsst ihr immer etwas warten, um zu schauen, wie viel vom Wort ihr bereits gelöscht habt. Und es dauert auch etwas, bis man sieht, ob man ein Wort falsch geschrieben hat. Klar, es handelt sich dabei nur um eine Sekunde oder weniger, aber das ist langsamer als bei einem LCD. Und wenn man schnell arbeitet, ist das zu langsam.
Wie gesagt, all das funktioniert und ich habe an das MatePad Paper eine Bluetooth Tastatur angeschlossen und diesen Test damit geschrieben. Es funktioniert. Aber es ist eben nicht ideal dafür. Und das gilt auch für den Browser. Klar, man kann News lesen und durchs Internet surfen und das funktioniert. Aber es hat mir nie Spaß gemacht, da es immer zu langsam ausschaut.
Mir sind noch ein paar weitere Nachteile aufgefallen, die ich aber nicht so schlimm finde. Wenn man beispielsweise im Browser oder auch in Microsoft Word scrollt, ist oft etwas Ghosting zu sehen. Also ein blasses Abbild von dem, was vorher zu sehen war. Gestört hat mich das allerdings nicht.
Huawei M Pencil: Stift für Handschrift
Der Huawei M Pencil ist beim MatePad Paper ohne Aufpreis inklusive. Das ist ein aktiver Stift, den man auflädt, indem man ihn magnetisch an die Seite des Tablets heftet. Anders als beim Samsung S Pen und genauso wie beim Apple Pencil, funktioniert der Stift nicht, wenn er nicht aufgeladen ist. Und genauso wie beim Apple Pencil besteht die Spitze aus einem harten Plastik. Er liegt angenehm in der Hand, so wie ein normaler Kugelschreiber.
Softwareseitig wird der M Pencil gut unterstützt und wir bekommen eine Notizen-App, die prominent in das Interface integriert ist. Ich finde es ist für handschriftliche Notizen sehr gut geeignet. Der Bildschirm fühlt sich mehr wie echtes Papier an, und fast wie bei einem Papier Notizbuch, lädt es irgendwie zum Schreiben ein. Mir gefällt die Umsetzung. Der Handballen wird super ignoriert und der Stift ist präzise.
Lesen: Die besten Tablets mit Stift im Test
Es hat einen Nachteil und das ist wieder der langsame Bildschirm. Wobei, in diesem Punkt reagiert er sogar überraschend schnell. Es fühlt sich gut an damit zu schreiben. Aber natürlich reagiert das Display nicht so schnell wie die 120Hz Panel vom iPad Pro oder Galaxy Tab S8. Das ist zu erwarten, klar, und es ist mehr ein Nachteil, wenn man schnell Zeichnen möchte. Für Handschrift ist es okay.
Um zu sehen, was normale Leute von dem MatePad Paper halten, habe ich es und ein iPad Pro in die Hände von zwei Freunden gegeben und beide damit herumspielen lassen. Interessant ist, dass beide das Schreibgefühl auf dem iPad Pro besser fanden. Manchmal bin ich mir nicht sicher, wie viel Einfluss der Apple Sticker auf sowas hat. Aber letztendlich dürfte für die meisten ein farbiges 120Hz Display spannender sein. Das MatePad Paper ist auf jeden Fall für Grafikdesigner und Co nicht geeignet.
Hardware und Performance
Im Huawei MatePad Paper sitzt ein HiSilicon Kirin 820E Prozessor, der von Huawei stammt. Wir bekommen 4GB RAM und 64GB internen Speicher. Es gibt derzeit keine Version mit 5G oder LTE.
Obwohl das Display zu langsam ist, um eine flotte Performance zu zeigen, habe ich trotzdem einige Benchmarks laufen lassen. In Geekbench 5 ist die CPU-Leistung auf einem ähnlichen Level wie beim Samsung Galaxy Tab S6 Lite, das ein günstigeres Android-Tablet mit S Pen ist. Die Compute Grafikleistung ist jedoch besser und fast so gut wie beim Xiaomi Pad 5. Im 3D Mark Wild Life Test ist das Huawei langsamer als das Xiaomi, aber weiterhin stärker als das S6 Lite und Galaxy Tab A8.
Nun, obwohl die Leistung für viele Spiele ausreichend ist, macht das in der Regel auf einem solchen Display keinen Sinn. Die einzigen Spiele, die einigermaßen Sinn machen sind welcher mit keiner oder sehr einfacher und langsamer Grafik. Ich finde das Tablet super, um damit Schach und Sodoku zu spielen.
Laut den Benchmarks dürfte die Leistung für alles andere gut genug sein. Aber wie gesagt, das mag sein, aber aufgrund des langsamen Bildschirms sieht man das eh nicht. Die Performance ist auf jeden Fall ausreichend für den Browser, um YouTube zu schauen, sowie für Microsoft Office und so weiter.
Software: HarmonyOS 2
Auf dem Huawei MatePad Paper läuft HarmonyOS 2. Das ist Huaweis eigene Version von Android, die auf Android 10 basiert. Aufgrund des Handelskrieges zwischen den USA und China fehlen der Google Play Store und die Google Services und die kann man auch nicht einfach installieren. Also, ja, es ist Android, aber Huaweis Version von Android.
Das Interface ist stark angepasst und bei dieser Art von Tablet macht das Sinn. Tief in das Betriebssystem integriert sind die Notizen-App, ein E-Book Store, sowie eine E-Book Reader App und eine Appübersicht. Vorinstalliert sind ein Browser, der ziemlich gut ist, sowie eine Dateien-App, eine E-Mail App, ein Audio Recorder und WPS Office.
Über die Huawei AppGallery könnt ihr eine kleine Auswahl an weiteren Apps installieren und dazu gehört Microsoft Office. Die Auswahl ist leider ziemlich klein und nicht so groß wie bei den normalen Tablets.
Lesen: Die besten Android-Tablets im Vergleich
Nun, es ist Android und deswegen könnt ihr nahezu jede Android App installieren, wenn ihr an die APK kommt. Die könnt ihr im Internet finden oder indem ihr einen anderen App Store installiert. Ich habe den APKPure App Store installiert und darüber bin ich an Netflix gekommen, an Google Maps, Twitter, die Benchmarks, Schach, sowie YouTube Vanced. Ich habe auch die Amazon Kindle App und Audible installiert, denn meine E-Books lese ich lieber darüber und kaufe sie nicht im Huawei Store.
Sobald ihr etwas wie APKPure benutzt, könnt ihr fast jede Android App installieren – bis auf einige Google Services und es gibt sicherlich noch ein paar weitere Einschränkungen. Trotzdem, letztendlich verhält es sich dann so wie jedes Android Tablet, nur eben mit E-Ink Display.
Akkulaufzeit
Kommen wir zur Akkulaufzeit. Im Huawei MatePad Paper sitzt ein Akku mit einer Kapazität von 3625mAh. Verglichen mit anderen ist das ziemlich wenig. Das Samsung Galaxy Tab S6 Lite hat beispielsweise einen Akku mit 7040mAh, also fast doppelt so viel. Der kleinere Akku ist also ein Grund für das leichte Gewicht des Tablets.
Aufgrund des E-Ink Displays muss der Akku nicht so groß sein. Wenn man es zum Lesen von E-Books benutzt, um einige Notizen aufzuschreiben, aber auch wenn man bisschen im Browser liest und in Microsoft Office schreibt, dürfte der Akku meistens zwei bis vier Tage halten. Das kommt natürlich darauf an, wie stark ihr es benutzt. Somit ist die Laufzeit also kürzer als bei einem Kindle.
Nun, die gute Akkulaufzeit ist nicht mehr so gut, wenn man es wie ein normales Android-Tablet benutzt. Spielt ihr Spiele, schaut YouTube und surft viel im Internet, leert sich der Akku deutlich schneller. Ich habe meinen Standard-Akku-Test laufen lassen. Dafür läuft immer ein HD-YouTube-Video bei maximaler Helligkeit in einer Endlosschleife, hier in YouTube Vanced. Das MatePad Paper hat sich nach 5,5 Stunden ausgeschaltet. Klar macht YouTube hier gar keinen Sinn, aber ich wollte den Test trotzdem ausprobieren.
Huawei MatePad Paper Test: Mein Fazit
Also, ist das Huawei MatePad Paper etwas für euch? Naja, es ist ein hervorragendes Tablet zum Lesen von E-Books und es ist auch gut für handschriftliche Notizen. Ich habe gerne damit gelesen, ich finde E-Ink Displays dafür deutlich angenehmer und es ist schön ein großes 10,3 Zoll E-Ink Display zu haben. Das Design ist auch gut und es ist schön leicht.
Für alles andere ist das Tablet aber nicht so gut geeignet. Klar, man kann damit einigermaßen im Internet surfen und auch mit Microsoft Office arbeiten. Aber speziell dafür würde ich es nicht empfehlen. Und wie gesagt, man kann zwar die meisten Android-Apps installieren, wenn man möchte. Aber die meisten sind eher für normale LCDs geeignet.
Das MatePad Paper ist eine gute Wahl, wenn ihr bereit seid 500 Euro für ein 10 Zoll E-Ink Gerät auszugeben, mit dem ihr hauptsächlich Bücher lesen und eventuell handschriftliche Notizen aufschreiben möchtet. Braucht ihr aber auch ein Tablet, um gut im Internet zu surfen, etwas YouTube zu schauen, oder gar für Spiele, dann ist ein normales Tablet deutlich besser geeignet.
Ich denke einige werden viel Spaß mit dem MatePad Paper haben. Aber ich denke auch, dass die Meisten mit einem normalen Apple iPad und dem Amazon Kindle Paperwhite besser aufgehoben sind. Die Preise sind fast die gleichen.
- Cooles 10,3 Zoll E-Ink Display
- M Pencil ist inklusive
- Gute Notizen App
- Leichtes Design
- Meistens lange Akkulaufzeit
- Gute Lautsprecher
- Fingerabdruckleser
- Langsames Display
- Kein Google Play Store
- Recht teuer
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